Beschreibung des von uns betretenen Hauses damit vollendet, daß`unmittelbar aus dem Raum, welcher Küche, Wohngemach, Besuchzimmer und Schlafstube für die Eltern zugleich ist, eine steile, rohgezimmerte Treppe zu einem Raum unter dem mit hölzernen Schindeln oft nicht sehr dicht bedecktem Dache führt, welcher den jüngern Mitgliedern der Familie und allenfallsigen Gästen zur unerfreulichen Schlummerstätte dient, die im Sommer unausstehlich heiß, im Winter eben so kalt ist, und in welcher wegen der Undichtheit des Daches die Schlafenden sehr oft beim Erwachen an einem Wintermorgen sich mit Schnee bedeckt finden, im Sommer aber bei heftigen Regengüssen einen Schirm (wenn sie einen solchen besißen) über sich im Bette aufspannen müssen, um wenigstens das Gesicht trocken zu erhalten. Wahrhaftig, es giebt nichts unerfreulicheres, als ein solches Loghouse. In der Regel bietet es nur einen sehr ungenügenden Schuß gegen Wind und Wetter, und doch suchen Geschöpfe aller Art Schuß darin, die der bewohnende Mensch von ganzem Herzen gern los wäre. Unter dem Fußboden laufen Mäuse herum und hausen mit Schlangen, die zuweilen auch unverschämt genug das Haus selbst besuchen. Zwischen den Balken der Wände nistet Ungeziefer aller Art, läßt die Grille (Cricket) ihr trauriges Lied ertönen. Und tritt man im Sommer vor das Haus hinaus, so wird man sofort von Myriaden Musquitoes angefallen, umsummt und zerstochen. Diese Musquitoes sind in den Amerikanischen Wäldern wirklich eine große Plage, die dem Menschen, ist er noch dazu fähig, den schönsten Naturgenuß verkümmern können. Um sich nur in etwas gegen dieses Geschmeiß zu sichern, wird vor den Thüren Feuer angemacht, und dem Rauch gestattet, das ganze Haus zu durchziehen. Die Musquitoes werden auf die Weise freilich verscheucht, aber gezwungen zu sein, in den durchräucherten Räumen die Ruhe für die Nacht suchen zu müssen, ist eine Plage, die der ersteren kaum etwas nachgiebt. Kann man aber vor der Thür sich dieser Quäler entledigen, und eine Pfeife Taback bietet dazu ein ziemlich gutes Mittel dar, so ist in der Regel ein Amerikanischer Abend zu schön, als daß man nicht mit Vergnügen den Aufenthalt in dem dumpfwarmen Hause mit einem Size vor demselben, oder mit einem kurzen Spaziergange durch den Wald vertauschen sollte. Prachtvoll sinkt am westlichen Horizonte die Sonne tiefer und tiefer, mit unbeschreiblichem Glanze vergolden ihre leßten Strahlen Stämme, Laub und Rasen, von Blatt zu Blatt, von Zweig zu Zweig immer höher, tanzt der Schimmer, zuleht nur noch die höchsten Wipfel der Bäume verklärend. Die Sonne sinkt zur Ruhe, der lezte Glanz erblaßt, wie ein leßter Abschiedsgruß, geht ein leises Flüstern durch den dunkelnden Wald, der Nachthabicht stürzt brüllend sich in das dichteste Dunkel desselben, von dem nahen See tönt das wehmüthig einförmige Klagelied des einsamen Loon, und die Ochsenfrösche beginnen in fürchterlichen Tönen ihr einförmiges Concert. Von hier, von dort ertönt im Walde das melodische Geklingel der Heerdeglocken, ohne welche es oft schwer werden würde, verlaufenes Vieh wieder zu finden, näher und immer näher tönen sie, und bald tritt an dieser, bald tritt an jener Stelle eine Kuh, ein Kälbchen, ein kräftiger Stier aus dem Zwielicht: des Waldes, und folgt dann in frohen Sprüngen dem rufenden Co' bass, Co' bass, des harrenden Farmers, der schon Eimer und Dreifuß in der Hand hält, um die Kühe ihres Ueber flusses an Milch zu entledigen. Dieses und einige andere kleine häusliche Geschäfte abgemacht, steht der Farmer, zuweilen aus einer kleinen irdenen "niggerpipe" rauchend, einen Augenblick noch verschränkten Armes vor der Thür, sein kleines Reich überschauend, begiebt sich dann aber, mit Recht die nächtlichen bösen Dünste und die durch sie vers ursachten Fieber fürchtend, in das Haus, macht vor dem Heerde, auf dem er die glimmenden Kohlen sorglich unter Asche verborgen hat, um andern Morgens gleich den Keim zu einem tüchtigen Feuer, für welches er bereits die nöthigen großen Blöcke und trockenes Reisig neben dem Feuerplage aufgestapelt hat, zu haben, seine einfache Nachttoilette, und begiebt sich, ermüdet von des Tages Arbeit, in der Regel fehr frühe zur Ruhe. Und so will ich ihn denn vor der Hand in tiefem, wohlverdientem Schlafe ruhen lassen, um andern Morgens zur rechten Zeit bei seinem Erwachen zugegen zu sein, und ihn dann in seiner abwechselnden Lagesbeschäftigung zu begleiten. Ich sehe voraus, daß er bereits seit einigen Jahren seine Farm bearbeitet hat. Mancher Baum des Waldes ist bereits unter den kräftigen Streichen seiner Art gefallen, und ist auf häuslichem Heerde oder an Ort und Stelle verbrannt, manchen Acker Landes hat er bereits urbar gemacht, er hat einige schöne Acker Waizen, türkischen Korns und Hafers, den Buchwaizen nicht zu vergessen, stehen, von denen er eine gute Erndte erwartet. Sein Viehstand hat sich vermehrt. Einige Joch kräftiger Zugochsen helfen ihm pflügen und erndten, Kühe hat er genug, um Milch und Butter in hinreichendem Maaße zu gewinnen, er ist unabhängig genug, um auch einmal ein überjähriges Stück schlachten, und frisch oder eingesalzen nach und nach im Haushalte verwenden zu können. Seine ursprünglichen zwei Schafe haben sich zu einer kleinen Heerde vermehrt, die ihm hinreichend Wolle bringt, um sich und die Seinigen in selbstgesponnenes, selbstverarbeitetes Tuch kleiden zu können; er hat neben dem Hause einige Acker Kartoffeln, hat Kürbisse, Melonen und Gurken, es fehlt ihm vor allen Dingen nicht an Schweinen, kurz es fehlt ihm an nichts, selbst einige Apfelbäume hat er gepflanzt, und bereits erndtet er von ihnen, er hat, was er braucht, -vollauf, und doch klagt er, doch fühlt er sich nicht glücklich, er verachtet die Gegenwart, denkt zuweilen mit Frohlocken seiner früher besessenen Farm, und sieht mit Sehnsucht einem neuen Ankömmling entgegen, der ihm sein gegenwärtiges Landwesen abkauft, um dann "farther west" wandern und auf einem neuen Stück Landes sich ansiedeln, und dort ganz von vorn wieder anfangen zu können. Das ist einmal seine Natur, lange kann er nicht auf einem Plage ausdauern, von Ort zu Ort strebt er rastlos fort, arbeitet eine Farm nach der andern aus dem Rohen heraus, für andere mehr als für sich, im Schaffen, nicht im Genießen findet er Genuß. Er fängt klein an, sein erster Grundbesitz übersteigt nicht 40 Acer, er verkauft sie verbessert mit gutem Vortheil, kauft 80 Acker wilden Landes, verkauft sie wieder, und so geht er von kleineren Stellen immer auf größere über, bis er im Alter vielleicht einige hundert Acker besißt, in welche sich nach seinem Tode, ohne dem Verstorbenen viel für seine Anstrengungen und Mühen zu danken, seine. Kinder theilen, um es wieder eben so zu machen, wie ihr Vater, der "old man," es vor ihnen gemacht hat. Doch wahrhaftig, während ich erzähle, ist es fünf Uhr geworden, und der old man richtet sich schon, die Augen reibend, im Bette auf. So wollen wir denn zu ihm treten, ihm einen kurzen guten Morgen wünschen, denn viele Ceres monien werden nicht gemacht, er würde uns auslachen, wollten wir ihn fragen, ob er gut geschlafen, da sich das ja von selbst versteht, - und ihm bei seinen Arbeiten helfen. So begiebt er sich denn gähnend in seine Kleider, tritt vor die Thür, um den Himmel anzuschauen, und die Witterung des anbrechenden Tages zu prognostiziren, beneßt sich Gesicht und Hände mit ein wenig Wasser, und kauert dann, ins Haus zurückgekehrt, vor den Feuerplaß nieder, um mit vollen Backen die Abends vorher mit Asche bes deckten Kohlen zur Flamme anzublasen, diese mit Reisig zu nähren, und über diesem Feuerchen Block auf Block zu thürmen, durch welche dann bald die Flamme knisternd und prasselnd hindurch in die Höhe schlägt. Mit Wohlgefallen blickt er auf das gelungene Werk, geht dann, den Eimer über den Arm gehängt, hinaus zu der nahen oder fernen Quelle, und kehrt mit dem gefüllten Eimer zurück. Jezt wird der eiserne Kessel mit Wasser gefüllt, am Haken über das lodernde Feuer aufgehängt. Aus dem wohlgefüllten Fasse werden einige Stücke gesalzenen Schweinefleisches hervorgelangt, einige Kartoffeln geholt, und in einem mit Wasser gefüllten eisernen Grapen an einem andern Haken über das Feuer gebracht, und jeßt, nachdem alles dieses geschehen, nahet sich der Farmer schüchtern dem Ehebette, in welchem bis dahin seine sogenannte bessere Hälfte noch der Ruhe gepflegt, und zeigt derselben an, daß alles fertig sei zur Bereitung des Frühstücks. Ein unwilliges Gähnen ist die Antwort auf seine unwillkommene Mittheilung, und voll Schreckens entflieht der arme geduldige old man zum Hause hinaus, um seine chores zu thun. Vor allen Dingen |